KI und Schule: Chancen und Risiken
Die Anwendung von KI macht auch vor den Schultüren nicht Halt. In diesem Beitrag erörtert Christian Kloimböck, unter anderem Fachkoordinator bei Talente OÖ, die Chancen und Risiken von KI für unser Bildungssystem.
"Intelligenz ist die Summe von Denk- und Wahrnehmungsprozessen eines Objektes oder Subjektes, um auf Umwelt- und Umgebungseinflüsse angemessen zu reagieren."1
Diese Definition von Otte soll hier als Basis dienen. Was zuerst fast wie ein Widerspruch klingt, dass künstliche Intelligenz das Erfüllen eines Auftrages des österreichischen Bildungssystems unterstützt, ist beim zweiten Hinschauen eine logische Konsequenz. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen nicht nur aus gesellschaftsrelevanten Gründen über die Funktionsweise, die Für und Wider des Einsatzes und zukünftige Szenarien von Künstlichen Intelligenzen Bescheid wissen, sondern auch soweit es möglich ist, Erfahrung im Einsatz von KIs machen. Damit ist nicht nur gemeint, dass man am frühen Morgen ChatGPT passend befragt, damit man dann ein paar Stunden später die Erörterung zum Thema „Haben Kriege einen Nutzen?“ oder den Quellcode für einen Sortieralgorithmus abgeben kann. Diese Tatsache, dass Lernende mit Hilfe von ChatBots Lösungsansätze oder auch ganze Lösungen für die von der Schule gestellten Probleme in kurzer Zeit erhalten können, kann durchaus auch zu einem Wandel in der Aufgabenkultur im Bildungswesen führen. War es in den 70-er Jahren die Einführung des Taschenrechners im Mathematikunterricht, wodurch das Trainieren von Kopfrechnen und auch schriftlichem Rechnen nicht mehr so im Fokus stand, so befinden wir uns dzt. in einer ähnlichen, wenn auch viel weitreichenderen Situation, da es nun nicht nur einen Gegenstand betrifft.
Welche Auswirkungen KIs im Schulunterricht haben werden, lässt sich sicher erst in einigen Jahren seriös beantworten. Dass es Auswirkungen geben wird, ist heute schon klar. Sowohl Lernende als auch Lehrende müssen damit umgehen lernen, und zwar so, dass die Bildungsziele weiterhin erreicht werden. So wie es im Mathematikunterricht durch Taschenrechner und rund 30 Jahre später Computeralgebrasysteme möglich bzw. auch nötig wurde, den Typ der gestellten Aufgaben zu ändern, ist dies nun eine Chance für fast alle Gegenstände. Der Computer nimmt seit 20 Jahren so manche Rechenaktivität, wie Differenzieren und Gleichungslösen ab, sodass mehr Zeit für das Interpretieren der Ergebnisse oder den Einfluss von Parameteränderungen bleibt. Beim bewussten Einsatz von KIs wäre es möglich, im Unterricht Beispiele zu einzelnen Textsorten generieren zu lassen und diese Ergebnisse zu analysieren bzw. an diesen zu lernen. Auf ähnliche Weise kann man sich Programmcode zu einem Problem erstellen lassen und diesen dann bzgl. Geschwindigkeit, Genauigkeit und Korrektheit testen. Auch so ergibt sich ein Lernzuwachs für die Schülerinnen und Schüler. Die beiden angeführten Beispiele machen natürlich nur dann richtig Sinn, wenn in der weiteren Ausbildung und im späteren Berufsleben auch KIs zum Einsatz kommen. Wie es dzt. scheint, wird es laut Prognosen durchaus massive Einflüsse durch KIs in vielen Berufen und damit auch auf dem Arbeitsmarkt geben. Wie soll die Schule reagieren, wenn z.B. Software fast ausschließlich vom Computer erstellt wird oder Redakteur- und Schriftstellerarbeit nicht mehr von Menschen ausgeführt wird oder die Komposition von Musikstücken, Bildern und Videos von KIs übernommen wird? Egal wo die Entwicklung hingeht, ist es wichtig, dass unsere Jugendlichen sowohl über technische Hintergründe und Grenzen der KIs Bescheid wissen, als auch deren Einsatz praktisch im Schulalltag erleben können, um gut vorbereitet zu sein.
Zur Person:
DI Mag. Dr. Christian Kloimböck, Talente OÖ Fachkoordinator IT, Specialist in Gifted Education, Lehrer am Ramsauergymnasium in Linz für die Gegenstände: M, PH, INF, BGF, IT-Manager.
1 Otte, R. (2019). Künstliche Intelligenz für Dummies. Weinheim: WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA.