Texterstellung mit KI: Möglichkeiten und Grenzen

Seit der Veröffentlichung von „ChatGPT“ im Jahr 2022, einem KI-Textgenerator, explodieren künstlich erstellte Texte. Die Unmenge an veröffentlichten Texten gibt Anlass dazu, vor allem aus dem Blickwinkel des Lektorats der Frage nach dem guten wissenschaftlichen Arbeiten und einer möglichen Verletzung in Zusammenhang mit KI nachzugehen.

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Der Chatbot „ChatGPT“ beeindruckt mit bislang unvorstellbaren Leistungen und ist besonders an Schulen und Universitäten beliebt, da mit dem Programm eine immense Vereinfachung in Hinblick auf die Bearbeitung von Hausarbeiten und der Erstellung von Texten erreicht werden kann. Darüber hinaus wird das Generieren von Inhalten mittels künstlicher Intelligenz (KI) auch bevorzugt im Unternehmensbereich angewendet, da die Software die eigene Denkarbeit auf eine völlig neue Art und Weise entlastet.

Die neue Innovation wird im selben Maß gefeiert wie sie gefürchtet wird. Kritiker:innen äußern die Sorge, dass eine „Flut des Betrügens“ über die Gesellschaft hereinbricht, die von derartigen digitalen Tools ausgehen kann. Diese negativen Bedenken werden intensiviert, wenn Maßnahmen wie die Verbannung von ChatGPT aus New Yorker Schulen oder französischen Elite-Universitäten öffentlich bekannt werden.

 

Funktionsweise von ChatGPT

Doch wie funktioniert die KI-basierte Erstellung von Texten durch ChatGPT überhaupt?

Das Programm baut auf einem tiefen neuronalen Netzwerk auf, das von einer schier unfassbar großen Menge an Texten und Daten trainiert wird und bereits während der automatisierten Informationseingabe künstlich lernt, Zusammenhänge, relevante Informationen, Gedankengänge und Verkettungen zu begreifen, die zur Beantwortung von menschlichen Fragen herangezogen werden. Diese innovative Methode wird „Generative Pre-trained Transformer“ (GPT) genannt und stellt das Gehirn von ChatGPT dar. Der Textgenerator verwendet dabei digitale Techniken aus den Bereichen des maschinellen Lernens, der Modellierung von Sprache und künstlicher Intelligenz. Humane Fragestellungen werden durch die Verwendung von GPT analysiert und beantwortet, die Rückmeldung erfolgt in Form eines Chats, womit ein Dialog zwischen Mensch und Maschine entsteht – damit erklärt sich auch der Name ChatGPT.

Die digitale Struktur von ChatGPT baut auf einer Architektur namens „Transformers“ auf, die speziell für Aufgaben in der Sprachverarbeitung entwickelt wurde. Aufgrund dieser Software-Grundlage ist es ChatGPT möglich, eine sehr große Bandbreite von Sprachmustern zu erkennen, zu verstehen sowie KI-basierend Rückmeldung zu geben.

 

Konflikte von KI-generierten Inhalten im Zusammenhang mit dem Grundsatz guten wissenschaftlichen Arbeitens

Es sind drei verschiedene Bereiche im Urheberrecht zu unterscheiden, die beachtet werden sollten, wenn Inhalte mittels KI erstellt werden:

  1. Woher stammt der Input?
    Zunächst stellt sich die Frage nach der urheberrechtlichen Bewertung der Texte und Daten, die in ein KI-System eingebracht werden und für den Aufbau des tiefen neuronalen Netzwerkes erforderlich sind.
  2. Wer ist der Urheber von KI-generierten Texten?
    In weiterer Folge gilt es zu berücksichtigen, wer die Verantwortung als Urheber von KI-generierten Inhalten trägt. Kann überhaupt von einer kreativen Leistung einer Person ausgegangen werden, wenn Texte durch den Einsatz von KI erstellt werden?
  3. Eingriff von KI in bestehendes Urheberrecht
    Schließlich ist zu bewerten, ob KI-generierte Inhalte in bereits existierende Werke eingreifen und damit bestehendes Urheberrecht verletzt wird.

 

Verwendung von KI-generierten Inhalten

In der Folge soll primär auf die Frage eingegangen werden, ob das mittels KI erstellte Produkt ohne Weiteres verwendet, insbesondere auch veröffentlicht werden kann

Gesetzt den Fall, dass der Inhalt durch das KI-Tool zur Gänze neu gestaltet wurde, wäre eine weitere freie Verwendung zulässig. Stellt der vom KI-Tool generierte Inhalt jedoch im Wesentlichen eine Kopie dar oder ist er eine klar erkenntliche Bearbeitung von urheberrechtlich geschütztem Material, kann dies zu urheberrechtlichen Konflikten führen. Die exakte Zuordnung, ob ein Inhalt urheberrechtlich unproblematisch ist oder nicht, kann sich in der Praxis jedoch als schwierig erweisen.

Während eine reale Person bei der Bearbeitung eines Textes Kenntnisse über das Original vorweist und dieses auch zitiert, fehlen bei KI-Anwendung oft wichtige Angaben zu Quellenhinweisen, womit die durchgehende Transparenz verringert wird und das Verständnis darunter leidet, da nicht klar ist, worauf der generierte Inhalt aufbaut.

Weitere Herausforderungen in der Bewertung des Urheberrechtes ergeben sich dann, wenn eine KI-Anwendung dazu aufgefordert wird, sich zwar an bestehenden Werken zu orientieren, aber diese Werke bei der Texterstellung neu interpretiert werden sollen. Das Produkt, also der KI-Output, ist dann für eine weitere Urheberrechtsbewertung ausschlaggebend.

Ist das KI-Produkt kaum vom Original entfernt und sind lediglich unwesentliche Veränderungen vorhanden, dann ist für die Veröffentlichung weiterhin die Zustimmung der Urheber:innen notwendig. Ist die Veränderung und Abweichung vom Original hingegen weitreichend genug, dass der ursprüngliche und gestalterische Ausdruck gegenüber dem neuen Produkt verblasst, dann ist eine Veröffentlichung zulässig. Ahmt eine KI-Anwendung zwar einen bestimmten Stil oder ein Motiv von einem vorbestehenden Urheber nach, weist aber trotzdem konkret abweichende Anzeichen gegenüber der Vorlage auf, dann wird aufgrund der bestehenden Unterschiedlichkeit von einem neuen erstellten Inhalt ausgegangen, der vom neuen Urheber / von der neuen Urheberin frei genutzt werden darf.

Ob genügend Differenzierungsmerkmale gegenüber dem ursprünglichen Werk vorliegen, ist besonders für juristische Laien sehr herausfordernd, da keine festgelegten Kennzeichen herangezogen werden können, sondern vor Gericht die individuellen Umstände des Einzelfalles ausschlaggebend sein werden. Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, KI-generierte Inhalte noch vor einer geplanten Veröffentlichung zu überprüfen und abzuwägen, ob das Risiko einer Urheberrechtsverletzung eingegangen werden möchte. Dies ist vor allem dann relevant, wenn zu wenig Kenntnisse über das Originalwerk vorliegen bzw. nicht klar ist, ob das KI-Produkt aus wesentlichen Teilen eines urheberrechtlich geschützten Werks besteht.

 

Fazit

Texterstellung mit KI ist bereits in einem sehr vielversprechenden und ausgereiften Ausmaß möglich. Während sich die Verwendung von KI-Texten explosionsartig ausweitet, bleiben teilweise urheberrechtliche Umstände unberücksichtigt. Abgrenzungen im Urheberrecht, die den Umgang mit KI regeln, werden die Gerichte in den kommenden Jahren beschäftigen. Nutzer:innen von KI-Inhalten müssen sich hingegen der Gefahr bewusst werden, dass oftmals nicht ersichtlich ist, woher KI die Daten für die Texterstellung nimmt, mit welchen Daten die KI trainiert wurde und dass mit der KI-Erstellung von Texten eine Verletzung der Urheberrechte einhergehen kann. KI-Texte sollten daher durch eigenständige Lektüre überprüft werden. Ohne Überprüfung besteht die Gefahr von rechtswidrigem Verhalten. Die Konsequenzen daraus sind groß und reichen von Unterlassungsansprüchen des Urhebers über Schadenersatzansprüche bis hin zu Beseitigungsansprüchen.

 

Zur Person:

Mag. phil. Anna Maurer (Derndorfer) BA BA ist nicht nur Lektorin, sondern auch bekannte Autorin. Ihr viertes Buch „zum glück weg“ erschien Anfang des Jahres 2024. Im Rahmen ihrer Schreibagentur betreibt sie sowohl wissenschaftliches Coaching als auch Content Marketing (inkl. SEO), z.B. durch das Verfassen von Unternehmensgeschichte. Anna Maurer ist außerdem ausgebildete Konzertgeigerin, Weltreisende und Mutter zweier Kinder.

 

Von: Mag. phil Anna Maurer (Derndorfer) BA BA
Veröffentlicht: 26.02.2024