Generative AI in der Kreativbranche

Generative KI-Technologien gewinnen in der Werbe- und Marketingbranche an Bedeutung. Sie verändern grundlegend die Art und Weise, wie Inhalte entwickelt werden, was zwangsweise zu einer Neubewertung traditioneller Ansätze führt.

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Definition Generative AI

Generative künstliche Intelligenz beschreibt Algorithmen (wie ChatGPT), die zur Erstellung neuer Inhalte wie Audio, Code, Bilder, Text, Simulationen und Videos verwendet werden können. Dabei können die künstlich erstellten Inhalte Formen annehmen, mit denen sie nicht mehr von bisher klassisch erstellten zu unterscheiden sind.1

Wie immer sind beide Seiten der Medaille zu betrachten: es wird möglich, eine schnelle und kosteneffiziente Produktion von qualitativ hochwertigen Inhalten anzubieten, wofür bisher menschliche Ressourcen nötig waren. Für kleinere Unternehmen oder Einzelpersonen, die möglicherweise nicht die Ressourcen für aufwendige Produktionsprozesse haben, kann dies ein entscheidender Faktor sein. Zudem kann die KI in kreativen Prozessen genutzt werden, um neue Perspektiven und Ideen zu generieren und auch zu verbessern. Ein eigenes Korrektiv sozusagen.

Was in der Folge leider schnell zu Urheberrechtsverletzungen führen kann, wenn die KI ohne ausreichende Überprüfung Inhalte reproduziert, die urheberrechtlich geschützt sind.

Der neue AI Act zielt darauf ab, klare rechtliche Richtlinien für die Verwendung von KI zu schaffen und umfasst spezifische Bestimmungen für Hochrisiko-KI-Anwendungen, um die Sicherheit und die Einhaltung der Grundrechte zu gewährleisten.2

Durch die Ununterscheidbarkeit von KI-generierten und klassischen Inhalten erhöht sich leider auch das Risiko von Desinformation. Mit Hilfe sogenannter “Deepfakes” ist man in der Lage, die öffentliche Meinung zu manipulieren, indem realistische, aber falsche Informationen oder Darstellungen gezeigt und geteilt werden.

 

Deepfakes

Deepfakes sind täuschend echt wirkende, manipulierte Bild-, Audio- oder auch Videoaufnahmen.

In Echtzeit lassen sich Gesichter und Stimmen tauschen, Personen damit in einem anderen Kontext darstellen. Menschen sagen Dinge, die sie nie gesagt haben oder vollziehen Handlungen, die nie stattgefunden haben.

Die Qualität von Deepfakes verbessert sich stetig, weil die Rechenleistung steigt und sich die Leistungsfähigkeit von künstlicher Intelligenz in großen Sprüngen entwickelt. Es wird zunehmend schwieriger, zwischen authentischem und künstlich erzeugtem bzw. verändertem Material zu unterscheiden.

Deepfakes können eine große Gefahr für die Gesellschaft und Politik darstellen. Insbesondere dann, wenn sie genutzt werden, um die öffentliche Meinung zu manipulieren und politische Prozesse gezielt zu beeinflussen. Desinformationskampagnen könnten künftig immer häufiger durch Deepfakes begleitet und ihr Effekt damit verstärkt werden, zumal die vermeintliche Glaubwürdigkeit durch Bewegtbild hoch ist. Die schnelle Verbreitung über die Sozialen Medien erhöht das Gefahrenpotential.3

 

KI in der Werbung

Wie bereits erwähnt, versprechen die Technologien Nützliches für Werbetreibende und Kreativschaffende.

Es ist möglich, interaktive Kampagnen zu entwickeln, die potenziell eine größere Aufmerksamkeit generieren. Nutzerinteraktionen können in Echtzeit analysiert werden und Kampagnen dadurch dynamisch angepasst werden, um in Folge die Nutzerbindung zu maximieren. Eine präzisere Analyse von Kundendaten erlaubt Marketingspezialisten, Werbebotschaften gezielter und individueller zu gestalten. Dadurch kann die Resonanz auf Kampagnen signifikant verbessert werden.

Täuschend echte Bilder können mit Tools wie beispielsweise Midjourney erstellt werden.

Dabei gibt man einen textlichen Input vgl. Prompt und erhält nach der Verarbeitung des Programms verschiedene, mögliche Varianten, wie der Prompt interpretiert werden könnte. So kann man sich Schritt für Schritt voranhanteln und zu seinem Wunschergebnis steuern.

Was bereits gängig ist, ist inhaltsbasierte Bildverbesserung: KI kann Details in Fotos verstärken und die Auflösung verbessern, um hochwertigere Ergebnisse zu erzielen.

In der Praxis stecken hinter einem fertigen (KI-generierten) Bild die Anwendung und Kombination vieler verschiedene Tools, was die Frage der Anwendbarkeit des Urheberrechts aufwirft.

Mittlerweile ist es auch Laien möglich, KI-generierte Videos zu erstellen. So wird entweder auf der grünen Wiese mit einem Prompt gestartet oder ein Bild als Input gegeben, das die KI dann zum Leben erweckt. Aus technischen Gründen war es bisher nicht möglich, längere konsistente Videosequenzen zu erstellen, weshalb wir noch keinen kompletten KI-Spielfilm im Kino gesehen haben. Jedoch wissen wir, dass der technologische Fortschritt in bisher unvergleichlichem Tempo voranschreitet und es sich damit wohl nur um eine Frage der Zeit handelt.

Obwohl KI großartige Arbeit bei der Erstellung von Inhalten leisten kann, fehlt ihr oft das Verständnis für kulturelle Nuancen und Kontext, was zu unpassenden oder generisch wirkenden Inhalten führen kann. Die Herausforderung besteht darin, die von KI erzeugten Inhalte zu überwachen und sicherzustellen, dass sie den eigenen Qualitätsstandards entsprechen und für die Zielgruppe relevant sind.

 

Fazit

Obwohl generative KI das Potenzial hat, die Werbebranche großflächig zu revolutionieren, ist ein merklicher Shift in der Auftragsvergabe bisher ausgeblieben. Viele Unternehmen zögern noch, KI-Technologien breit einzusetzen, da Bedenken hinsichtlich rechtlicher Risiken bestehen. Die Angst vor Urheberrechtsverletzungen und anderen rechtlichen Herausforderungen führt dazu, dass traditionelle Methoden bevorzugt werden, bis klare rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen sind. Man wird sehen, wie umfassend die Marktveränderung durch die Implementierung des AI Act voranschreitet. 

 

Zur Person

Belinda Thaler BSc ist Werbefotografin, Produzentin und fungiert seit 2023 auch als Trainerin zum Feld “Generative AI”, insbesondere zum gezielten Einsatz von Tools in der Werbung. Belinda Thaler ist in Wien und Linz tätig.


1 https://www.mckinsey.com/featured-insights/mckinsey-explainers/what-is-generative-ai

2 https://iura.at/de/kanzlei-nachrichten/der-ai-act-und-seine-praktischen-auswirkungen~news405

3 https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/umgang-mit-desinformation/deep-fakes-1876736

Von: Belinda Thaler
Veröffentlicht: 10.05.2024